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Donnerstag, 28 März 2024 09:24

Blackout-Vortrag: Vorbereitung auf Krisensituationen und gesellschaftliche Resilienz

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Dominik Zeidler, stellvertretender Dezernatsleiter von „Die Helfer Wiens“, während seines Vortrags. Foto: CuturaLatina

Am Dienstag, dem 26. März 2024, fand im Festsaal der Bezirksvorstehung Landstraße der Vortrag „Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“ statt, präsentiert von Dominik Zeidler, stellvertretender Dezernatsleiter von „Die Helfer Wiens“, und organisiert vom Bezirksrat Harald Sorger, Vorsitzender der Sicherheits- und Zivilschutzkommission Landstraße.

Angesichts der zunehmenden Unvorhersehbarkeit von Herausforderungen ist eine rechtzeitige Vorsorge entscheidend für die Bewältigung von Notfällen. Das Ziel dieses Artikels ist es nicht, Panik zu verbreiten, sondern die Bevölkerung zu ermutigen, ihre Lebensqualität auch in Krisensituationen zu sichern. Denn wie das Sprichwort besagt: „Vorbereitung ist das halbe Leben“ – dann machen wir uns an die Arbeit!

Die Veranstaltung bot Einblicke in die Vorsorgemaßnahmen für längere Stromausfälle, wie sie bei einem Blackout auftreten können. Diskutiert wurden mögliche Ursachen für großflächige Stromausfälle sowie deren potenzielle Auswirkungen auf die Bevölkerung. Der Vortrag gab auch praktische Tipps, um den eigenen Haushalt krisensicher zu machen.

Dominik Zeidler, stellvertretender Dezernatsleiter von „Die Helfer Wiens“, betonte die Wichtigkeit der Vorbereitung auf Notfallsituationen und wies darauf hin, dass viele Menschen unzureichend auf Krisen und Katastrophen vorbereitet sind.
Die Menschen haben oft die Idee, dass ihnen persönlich nichts passieren wird und dass die Stadt für alle Notfälle zuständig ist. Zeidler betonte jedoch, dass jeder für seine eigene Sicherheit verantwortlich ist und individuelle Vorsichtsmaßnahmen treffen muss.

Ein Muss: Erste-Hilfe-Kurs

„Die wichtigste Frage, die wir uns stellen sollten, ist: Sind wir auf mögliche Gefahren vorbereitet?“, sagt Zeidler. „Das Erste, worüber wir nachdenken sollten, ist die Möglichkeit einer Erkrankung oder Verletzung. Das ist das Wahrscheinlichste. Bevor wir über andere potenzielle Notfälle wie Stromausfälle, Strommangellage oder Blackout sprechen, müssen wir sicherstellen, dass wir für die grundlegendsten Situationen gerüstet sind.“

„Die nächste Überlegung sollte sein, ob wir einen sicheren Haushalt haben. Dazu gehören Dinge wie ein Verbandskasten mit frischem Verbandsmaterial, Medikamente, Desinfektionsmittel und Nahrungsmittelvorräte. Zusätzlich ist ein Rauchmelder im Schlafraum unerlässlich, um im Falle eines Brandes rechtzeitig gewarnt zu werden.“

„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Dominik Zeidler, stellvertretender Dezernatsleiter von „Die Helfer Wiens“, während seines Vortrags, neben ihm Bezirksrat Harald Sorger, Vorsitzender der Sicherheits- und Zivilschutzkommission Landstraße. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Der Experte appellierte für einen ausgewogenen Energiemix und eine verbesserte Infrastruktur für den effizienten Transport von Energie. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
v.l.n.r.: Bezirksrat Harald Sorger, Vorsitzender der Sicherheits- und Zivilschutzkommission Landstraße, Dominik Zeidler, stellvertretender Dezernatsleiter von „Die Helfer Wiens“, Bezirksrätin und Direktorin der Zeitschrift „CulturaLatina & Österreichische Kultur“ María Elena Taramona de Rodriguez und Ing. Alexander Wolfinger-Krutz, Vorsitzender-Stv. Sicherheits- und Zivilschutzkommission. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Die vier Säulen des Zivilschutzes: Behörden, Einsatzorganisationen, Bevölkerung und Unternehmen. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Die Zeitung AZ berichtete über einen Blackout im April 1976. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Ablauf bei einer Störung/Strommangellage. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Mögliche Engpässen einer Strommangellage. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
Trinkwasserversorgung in Wien. Foto: CulturaLatina.
„Blackout - Kein Licht, kein Strom, kein Telefon - was tun?“
In der Vitrine am Eingang des Bezirksamtes sind Beispiele für Utensilien zu sehen, die im Falle einer Strommangellage benötigt werden könnten. Foto: CulturaLatina.

Ist ein Blackout möglich?

Auf die Frage, ob Blackout noch ein relevantes Thema ist, erklärte Zeidler die Veränderungen in der Energieversorgung der letzten Jahre. „Wir müssen ein Gleichgewicht zwischen Energieerzeugung und -verbrauch halten, und dies wird zunehmend schwieriger“, erklärt er.

Die Sicherstellung, dass die Stromerzeugung stets dem aktuellen Verbrauch entspricht, ist von entscheidender Bedeutung. Eine zu große Diskrepanz zwischen Erzeugung und Verbrauch könnte das Netz zusammenbrechen lassen.

Diese Aufgabe übernimmt vor allem die Austrian Power Grid (APG), welche im europäischen Stromnetz für die Balance zwischen Stromerzeugung und -verbrauch sorgt, wobei die Netzfrequenz von 50 Hertz (Hz) eine entscheidende Rolle spielt.

Energieübergang: Herausforderungen und Lösungen

Insbesondere wurde auf die Integration erneuerbarer Energien und die Notwendigkeit einer stabilen Netzinfrastruktur hingewiesen. Der Experte appellierte für einen ausgewogenen Energiemix und eine verbesserte Infrastruktur für den effizienten Transport von Energie. Es ist wichtig, auf verschiedene Szenarien vorbereitet zu sein, um den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen zu können.

Der Übergang zu alternativen Energiequellen bringt neue Herausforderungen in der Stromversorgung mit sich. „Das Burgenland produziert deutlich mehr Strom, als es benötigt. Wenn man nun nach Tirol schaut, steht dort wahrscheinlich ein Windrad hoch. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, diese überschüssige Energie aus dem Burgenland nach Tirol zu transportieren. Dafür sind entsprechende 380 KV Leitungen erforderlich“, führte Zeidler als Beispiel an.

Zeidler betont auch die Bedeutung von Energieimporten und -transit für die Stromversorgung. „Die Verfügbarkeit von Gas beeinflusst direkt unsere Fähigkeit, auf Gaskraftwerke als Notreserve zurückzugreifen. Mit Transitverträgen, die auslaufen, sehen wir uns der Möglichkeit einer Strommangellage gegenüber, insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen wie der Ukrainekrise.“

Blackout 1976

Der Experte berichtete, dass es bereits einen Blackout in Österreich gegeben hat. Es handelte sich um den größten Stromausfall seit dem Krieg, der sich an einem Ostermontag, dem 13. April 1976, ereignete. Mit Ausnahme von Tirol, Vorarlberg und großen Teilen Kärntens, war das Land ohne Strom. Ausgelöst wurde dieser durch einen Waldbrand, die die Versorgungsnetze beeinträchtigten und letztendlich zu einem Stromausfall führten. Das Stromnetz wurde in Rekordzeit von einer Stunde und fünf Minuten wieder aufgebaut.

„Damals waren wir jedoch noch nicht so stark von Energie und Strom abhängig wie heute. Unsere Abhängigkeit war geringer, weshalb die Auswirkungen für uns damals relativ unbedeutend waren. „Bereits drei Minuten ohne Stromversorgung in Wien, Wiener Netze, Niederösterreich und Burgenland genügen heute, um von einem Blackout zu sprechen, da die Auswirkungen nicht zu unterschätzen sind“, erklärte Zeidler.

Herausforderungen und Wasserversorgung

Die Wiederherstellung kann Stunden oder sogar Tage in Anspruch nehmen. In den ersten Stunden eines Stromausfalls stehen die Einsatzorganisationen (wie Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei) und Abteilungen der Stadt Wien vor einer Reihe von Herausforderungen, bei denen die verstrichene Zeit der entscheidende Faktor ist, der über die späteren Folgen entscheidet. Ohne Strom funktionieren viele Dinge nicht mehr: Es gibt kein Licht, keine Handy- oder Internetkommunikation, keine Bankdienstleistungen, keinen öffentlichen Verkehr und vieles mehr. Die Auswirkungen sind sowohl praktisch als auch emotional und können eine schwere Belastung für die Gesellschaft darstellen, insbesondere für Menschen, die stark vom Internet abhängig sind.

Zum Glück verfügen wir über eine zuverlässige Wasserversorgung. „Wir sind sehr dankbar für die historischen Entscheidungen, die eine ausgezeichnete Trinkwasserversorgung für Wien ermöglicht haben. Ein Großteil unseres Wassers kommt aus großzügigen Quellen außerhalb der Stadt. Wir verfügen über verschiedene Wasserbehälter, die größtenteils durch natürliche Gefälle mit Wasser versorgt werden. In einigen Fällen müssen wir jedoch auf Pumpen zurückgreifen, die bei einem Stromausfall mit Notstromaggregaten betrieben werden“, sagte Dominik Zeidler.

Notfallmaßnahmen und Vorbereitungen

Um die Auswirkungen eines Blackouts zu minimieren, müssen wir Notfallmaßnahmen ergreifen und uns entsprechend vorbereiten. Dies umfasst die Sicherung der Wasserversorgung, die Bereitstellung von Notstromaggregaten für kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser und die Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten wie Amateurfunkgeräten. Darüber hinaus ist es wichtig, sich bewusst zu machen, welche Konsequenzen ein Blackout haben kann und wie man sich darauf vorbereitet, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Ein Blackout ist keine bloße Hypothese, sondern eine reale Möglichkeit, mit der wir konfrontiert werden können. Indem wir uns darauf vorbereiten und angemessene Maßnahmen ergreifen, können wir die Auswirkungen eines Blackouts minimieren und die Resilienz unserer Gesellschaft stärken. Die Vorbereitung sind entscheidend, um die Auswirkungen zu minimieren und Sicherheit sowie Ordnung aufrechtzuerhalten.

Dauer des Blackouts und Kommunikation

Das Um und Auf wird sein, die Bevölkerung zu informieren. Wie lange dauert dieses Blackout? Wann kann man wieder mit Strom rechnen? Eine klare und verlässliche Informationsübermittlung ist essenziell, um Vertrauen aufrechtzuerhalten und die Bevölkerung richtig vorzubereiten. Bei einem Blackout hält uns nur das batteriebetriebene Radio (Frequenz 99.9) auf dem Laufenden, sowie ausgedruckte Informationsblätter oder Flugzettel, die entsprechend verteilt werden würden.

„Wenn wir sagen können, dass der Stromausfall nur einige Stunden dauern wird, sind die Auswirkungen wahrscheinlich nicht katastrophal. Doch mit zunehmender Dauer wird die Situation schwieriger. Es ist entscheidend, realistisch zu bleiben und sich entsprechend vorzubereiten. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir hilfsbedürftige Familienmitglieder, die auf Strom angewiesen sind, unterstützen können, ebenso wie häusliche Pflege, Heimhilfe und Dialysepatienten. Auch die Frage, wie wir ohne Strom zur Arbeit gelangen und ob es überhaupt notwendig ist, dort zu sein, müssen wir klären“, sagte Zeidler.

Individuelle Vorbereitung - Vorräte und Hilfsmittel

Obwohl wir genug Wasser haben, ist es auch ratsam, einen Vorrat an Wasser und Getränke, Lebensmitteln, Toilettenpapier, Seife und anderen wichtigen Gütern anzulegen. Batteriebetriebene Radios, Taschenlampen, Kerzen, Feuerzeuge und eine gut ausgestattete Apotheke sollten ebenfalls bereitstehen.

Auch die Fähigkeit, ohne Strom zu kochen, kann von großem Nutzen sein. Hierbei können Campingkocher oder Brennpasten verwendet werden, ebenso wie Fondue-Sets. Jedoch ist es wichtig, auf die Gefahr von Kohlenmonoxid-Vergiftungen zu achten, daher ausreichendes Lüften nicht vergessen!

Solidarität und Bereitschaft

Durch eine umfassende Vorbereitung und klare Kommunikation können die Auswirkungen des Blackouts jedoch minimiert werden. Jeder Einzelne ist aufgerufen, sich aktiv auf solche Ereignisse vorzubereiten, um die eigene Sicherheit und die Sicherheit der Gemeinschaft zu gewährleisten. Der Appell richtet sich an alle: Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs, denn es ist entscheidend für Ihre Familie und Nachbarschaft, vorbereitet zu sein und Hilfe leisten zu können.

Kostenlose Schulungen in Wiener Schulen

Die Helfer Wiens engagieren sich aktiv, um die Wiener Bevölkerung auf mögliche Blackout-Szenarien vorzubereiten. Dazu bieten sie kostenlose Vorträge an, die sich auch an Schulen richten, um Lehrkräfte, Schulleitungen und Schülerinnen und Schüler für den Ernstfall zu sensibilisieren. Die Vorträge sind auf die verschiedenen Altersgruppen und Bedürfnisse der Schüler zugeschnitten.
Zusätzlich zur Blackout-Vorbereitung betonte Zeidler die Wichtigkeit des Erste-Hilfe-Kurses, um die Zivilcourage und das Wissen im Umgang mit Notfällen zu stärken.

Der Appell der Helfer Wiens

Die Helfer Wiens informieren unter dem Motto „Vorbereit sein. Helfen können."
Wer sich im Vorfeld Gedanken macht, hat im Ernstfall weniger Sorgen!
Nutzen Sie jetzt die Zeit und machen Sie ihren Haushalt sicherer. Bereiten Sie sich dabei auf kleine und größere Notfälle vor.

Unter den folgenden Links finden Sie die „Vorrats-Checkliste“ [LINK] und den „Info-Folder“ [LINK] 
Weitere wichtige Informationen finden Sie auf der Website diehelferwiens.wien.gv.at/blackout 

Die Helfer Wiens
E-Mail: diehelferwiens@wien.gv.at
Telefon: +43 1 522 33 44

Letzte Änderung am Freitag, 26 April 2024 20:55
Maria Taramona

María Elena Taramona de Rodríguez, die Direktorin der Zeitschrift „CulturaLatina & Österreichische Kultur“, ist Journalistin und Grafikdesignerin. Sie hat ein Studium in Informatik absolviert und ein Diplom im Bereich Marketing erworben.

Seit 2005 lebt sie in Österreich und gründete 2009 ihr eigenes Unternehmen, die Taramona Werbeagentur, in Wien. Von dort aus initiierte sie das Magazin „CulturaLatina & Österreichische Kultur“, um als Kommunikationsmittel den Bedürfnissen der spanischsprachigen Community in Österreich, unabhängig von ihrem internationalen Hintergrund, gerecht zu werden. Für sie ist Integration unerlässlich und kann nur in beide Richtungen erfolgreich funktionieren.

Das zweisprachige Magazin „CulturaLatina & Österreichische Kultur“ ist seit dem 12. Oktober 2010 online präsent und veröffentlichte seine erste gedruckte Ausgabe im Jahr 2016 mit einer Auflage von 3.000 Exemplaren, die hauptsächlich in Wien und Niederösterreich verteilt werden. Das Ziel des Magazins ist es, die hispanoamerikanische Kultur in Österreich bekannter zu machen, Aspekte zu beleuchten, die die österreichische Kultur eng mit der iberoamerikanischen verbinden, sowie die Verbreitung der österreichischen Kultur und derjenigen Gemeinschaften zu fördern, die mit Österreich verbunden sind. Denn wenn man die Denkweise anderer Kulturen kennt, kann man sie auch besser verstehen.

Darüber hinaus setzt sie sich aktiv für die Förderung der spanischen Sprache, die Integration spanischsprachiger Einwander:innen, das gegenseitige Verständnis und den Austausch zwischen den Kulturen ein.

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