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Montag, 25 September 2023 23:12

50 Jahre Putsch in Chile. Interview mit Botschafter Rodrigo Olsen Olivares

Von
S.E. Rodrigo Olsen Olivares, Botschafter von Chile in Österreich, und María Elena Taramona de Rodríguez, Direktorin der Zeitschrift CulturaLatina. Foto: Ivett Ángeles Litano

Im Rahmen der Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag des Putsches in Chile hatten wir die Ehre, den chilenischen Botschafter in Österreich, S.E. Rodrigo Olsen Olivares, zu interviewen. In diesem Gespräch erörterten wir die Auswirkungen des Putsches auf die diplomatischen Beziehungen zwischen Chile und Österreich, die Rolle der internationalen Solidarität und die Bedeutung der historischen Erinnerung für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft und die Förderung der Menschenrechte. Der Botschafter sprach auch über die aktive Teilnahme der chilenischen Gemeinschaft in Wien an diesem Erinnerungsprozess. Begleiten Sie uns bei diesem Gespräch, in dem grundlegende Themen der Geschichte und Gegenwart Chiles und seiner Beziehungen zu Österreich erörtert werden.

Können Sie Informationen über die diplomatischen Beziehungen zwischen Chile und Österreich während der Zeit des Putsches teilen?

Vielen Dank für das Interview und die Möglichkeit, unsere Arbeit im Rahmen dieses kulturellen Gedenkaktionsplans zum 50. Jahrestag des Putsches sichtbar zu machen. Offensichtlich ist einer der Grundpfeiler dieses Interviews, unsere Verbindung zur Zivilgesellschaft zu zeigen. Wir glauben, dass es entscheidend ist, die Botschaft zu vermitteln und diese Ländererfahrung mit allen Mitgliedern der Zivilgesellschaft zu teilen.

Was die Frage selbst betrifft, so ist der Einfluss des Putsches in Chile auf die internationale Gesellschaft und die europäischen Länder von verschiedenen historischen Quellen vollständig dokumentiert. Grundsätzlich war die Auswirkung sehr tiefgreifend, da die europäischen Länder mit einem großen Geist der Solidarität reagierten, um den Betroffenen zu helfen und Schutz zu bieten. Es gab eine sehr große internationale Solidaritätsbewegung, und Österreich war keine Ausnahme. Ihr politischer Führer in den 1970er Jahren, Bruno Kreisky, engagierte sich direkt bei der Aufnahme von Chilenen, von psychologischer Unterstützung bis zur Integration in die österreichische Gesellschaft.

S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
H.E. Rodrigo Olsen Olivares, Botschafter von Chile in Österreich. Foto: Ivett Ángeles Litano.
S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
H.E. Botschafter von Chile, Rodrigo Olsen Olivares, im Interview für CulturaLatina. Foto: Ivett Ángeles Litano.
S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
H.E. Botschafter von Chile in Österreich, Rodrigo Olsen Olivares, im Interview für CulturaLatina. Foto: Ivett Ángeles Litano.
S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
Maria Taramona, Direktorin von CulturaLatina, H.E. Botschafter von Chile in Österreich, Rodrigo Olsen Olivares und Renato Gómez, Erster Sekretär der Botschaft von Chile. Foto: Ivett Ángeles Litano.
S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
Über historische Erinnerung und Solidarität: S.E. Rodrigo Olsen Olivares. Foto: Ivett Ángeles Litano.
S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
Maria Taramona, Direktorin von CulturaLatina, H.E. Botschafter von Chile in Österreich, Rodrigo Olsen Olivares und Renato Gómez, Erster Sekretär der Botschaft von Chile. Foto: Ivett Ángeles Litano.
S.E. Señor Embajador de Chile en Austria, Rodrigo Olsen Olivares
Botschafter Rodrigo Olsen Olivares: Hüter der historischen Erinnerung in Chile. Foto: Ivett Ángeles Litano.

¿Welche Rolle spielte Österreich und die internationale Gemeinschaft insgesamt als Reaktion auf den Putsch und während des ersten Jahren der Pinochet-Diktatur?

Österreich und die internationale Gemeinschaft spielten eine entscheidende Rolle als Reaktion auf den Putsch in Chile und in den ersten Jahren der Pinochet-Diktatur gab es eine starke politische und humanitäre Solidarität. Es wurden Unterstützungs- und Hilfskomitees in verschiedenen europäischen Ländern, einschließlich Österreich, gegründet, die an der Aufnahme, Unterstützung und Hilfe für chilenische Flüchtlinge arbeiteten. Internationale Organisationen und Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen engagierten sich ebenfalls, um die Menschenrechtsverletzungen in Chile anzuprangern und Gerechtigkeit zu fordern.

Welche Lehren glauben Sie, dass aus der Geschichte Chiles in Bezug auf den Putsch und seine Auswirkungen auf die internationale Politik gezogen werden können?

Die Feier des 50. Jahrestages des Putsches in Chile bietet die Möglichkeit, das historische Gedächtnis zu stärken und die grundlegenden Prinzipien und Werte wie Demokratie, Menschenrechte und internationale Solidarität in Erinnerung zu rufen. Die Geschichte Chiles lehrt uns, dass die Demokratie fragil sein kann und es wichtig ist, einen Geist der Solidarität und des Dialogs aufrechtzuerhalten, um die Wiederholung traumatischer Ereignisse in der Geschichte eines Landes zu verhindern. Diese Werte sind universell und in der ganzen Welt anwendbar, besonders in Zeiten politischer Polarisierung und Zersplitterung.

Wie sehen Sie die Rolle des historischen Gedächtnisses in Chile und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft?

Das historische Gedächtnis ist in Chile und in jeder Gesellschaft, die traumatische Momente in ihrer Geschichte erlebt hat, von grundlegender Bedeutung. Es ermöglicht, die Erinnerung an das Geschehene lebendig zu halten, demokratische Prinzipien und Werte zu bewahren und die Reflexion über Menschenrechte zu fördern. Das historische Gedächtnis erinnert uns an die Bedeutung, Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und unseren Glauben an Demokratie und grundlegende Rechte zu stärken. In Chile engagiert sich die Gemeinschaft aktiv in Aktivitäten im Zusammenhang mit dem historischen Gedächtnis, von kulturellen Veranstaltungen bis hin zu Diskussionen und Gesprächen. Es ist ein mächtiges Werkzeug für die Bildung und die Förderung von Menschenrechten in jungen Generationen.

In Wien gibt es eine sehr engagierte Gemeinschaft von Chilenen und Organisationen, die an historischem Gedächtnis arbeiten. Haben Sie Gelegenheit gehabt, mit ihnen zu interagieren?

Ja, wir hatten die Gelegenheit, mit der chilenischen Gemeinschaft in Wien und einigen Organisationen, die im Bereich historisches Gedächtnis tätig sind, zu interagieren. Sie haben interessante Projekte und Aktivitäten durchgeführt, um die Erinnerung an das, was während des Putsches in Chile geschah, lebendig zu halten. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die chilenische Gemeinschaft im Ausland aktiv in diese Themen einbringt und dazu beiträgt, das historische Gedächtnis zu bewahren.

Abschließend, welche Botschaft haben Sie für die chilenische Gemeinschaft in Wien und für diejenigen, die an der Feier des 50. Jahrestages des Putsches teilnehmen?

Meine Botschaft an die chilenische Gemeinschaft in Wien und an alle, die an der Feier des 50. Jahrestages des Putsches teilnehmen, lautet: Inklusivität, Beteiligung und Dialog. Dies ist eine wichtige Zeit für Reflexion, Gespräche und den Austausch von Erfahrungen. Trotz Unterschieden und möglicherweise schwieriger Momente, die einige erlebt haben, sind Dialog und Zusammenleben entscheidend. Diese Feier bietet die Gelegenheit, Standpunkte näher zu bringen, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und vor allem das historische Gedächtnis lebendig zu halten. Die österreichische Gesellschaft profitiert von diesen Erfahrungen, und wir Chilenen im Ausland profitieren ebenfalls, indem wir unsere Gemeinschaft und unsere demokratischen Werte stärken.

 

 

Letzte Änderung am Montag, 25 September 2023 23:59
Maria Taramona

María Elena Taramona de Rodríguez, die Direktorin der Zeitschrift „CulturaLatina & Österreichische Kultur“, ist Journalistin und Grafikdesignerin. Sie hat ein Studium in Informatik absolviert und ein Diplom im Bereich Marketing erworben.

Seit 2005 lebt sie in Österreich und gründete 2009 ihr eigenes Unternehmen, die Taramona Werbeagentur, in Wien. Von dort aus initiierte sie das Magazin „CulturaLatina & Österreichische Kultur“, um als Kommunikationsmittel den Bedürfnissen der spanischsprachigen Community in Österreich, unabhängig von ihrem internationalen Hintergrund, gerecht zu werden. Für sie ist Integration unerlässlich und kann nur in beide Richtungen erfolgreich funktionieren.

Das zweisprachige Magazin „CulturaLatina & Österreichische Kultur“ ist seit dem 12. Oktober 2010 online präsent und veröffentlichte seine erste gedruckte Ausgabe im Jahr 2016 mit einer Auflage von 3.000 Exemplaren, die hauptsächlich in Wien und Niederösterreich verteilt werden. Das Ziel des Magazins ist es, die hispanoamerikanische Kultur in Österreich bekannter zu machen, Aspekte zu beleuchten, die die österreichische Kultur eng mit der iberoamerikanischen verbinden, sowie die Verbreitung der österreichischen Kultur und derjenigen Gemeinschaften zu fördern, die mit Österreich verbunden sind. Denn wenn man die Denkweise anderer Kulturen kennt, kann man sie auch besser verstehen.

Darüber hinaus setzt sie sich aktiv für die Förderung der spanischen Sprache, die Integration spanischsprachiger Einwander:innen, das gegenseitige Verständnis und den Austausch zwischen den Kulturen ein.

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