„Wir werden oft als kulturhistorisches Museum verstanden, aber ich möchte hiermit deutlich sagen, dass wir ein Museum der Gegenwart gewesen und noch sind und wir blicken in die Zukunft. Die Frage, was für eine Zukunft wir alle auf diesem Planeten haben, wie wir eine lebenswerte Zukunft hier auf Erden gestalten und gestalten können, hat sich in diesem Jahr stark zugespitzt“, so Direktor Jonathan Fine bei der Jahrespressekonferenz.
„Das ist einfach jetzt der Zeitgeist und der zentrale Programmpunkt für das nächste Jahr. Unsere Hauptausstellung „Ausgestorben!?“ widmet sich dem Thema, wie indigene Künstler:innen, Denker und Aktivist:innen auf der ganzen Welt sich die Zukunft vorstellen und welche Werkzeuge sie aufgegriffen haben, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen“, betonte Direktor Jonathan Fine.
„Ausgestorben!?“ im zam, der partizipative Raum
Die Ausstellung Ausgestorben!? wird vom 23. Februar 2023 bis 16. Jänner 2024 im zam (zusammen), ehemaligen Korridor des Staunens bei freiem Eintritt gezeigt und findet im Rahmen des ProjektsTaking Care statt.
Zam wird ein neuer partizipativer Raum, der sich in Partnerschaft mit Erinnerungsgemeinschaften, Herkunftsgesellschaften, Communities und Besucher:innen, insbesondere aus Lateinamerika, relevanten zeitgenössischen Fragen widmet und diese entwickelt, gestaltet und in unterschiedlichen Formaten präsentiert.
Ausgestorben!? befasst sich mit der Bedeutung von ethnologischen Sammlungen und Museen im Zeitalter von Anthropozän und Klimakrise. Gängige Narrative über Aussterben, was es bedeutet, mit welchen Vorstellungen man da herangeht und wie man die Frage des Aussterbens überhaupt zu verstehen hat, sind Prämissen für diese Ausstellung. „Denn Aussterben ist nicht nur eine biologische Tatsache, sondern auch eine diskursive Konstruktion. Das scheint vielleicht merkwürdig, aber man muss einfach nur daran denken, dass in fast allen von uns Neandertaler DNA steckt, obwohl Neandertaler als ausgestorben gelten. Leben sie weiter? In welcher Form? Was bedeutet das?“, so Direktor Fine.
Interessant wird die Teilnahme von Forschern aus Kolumbien, das Team rund um den in Wien lebenden Architekten Luis Muñoz, Forscher aus der Dominikanischen Republik sowie eine chilenische Aktivistin.
Partizipation ist die Devise
„Wir werden Startpunkte setzen, die zur Diskussion einladen. Ausgestorben!? wird in den elf Monaten Laufzeit weiterentwickelt. Es ist eine experimentelle Ausstellung, die uns einfach auch die Möglichkeit gibt, Dinge auszuprobieren, um das Publikum zur Teilnahme zu bewegen“, betonte Dr. Claudia Augustat, Leitung des EU-Projekt Taking Care und der Ausstellung Ausgestorben.
Science Fiction(s)
Nach der Frage wie wir uns eine lebenswerte und gerechte Zukunft für alle vorstellen können, präsentiert das Weltmuseum die Ausstellung Science Fiction(s) vom 30. März 2023 bis 9. Jänner 2024, integriert in das Ausstellungsdesign der Science-Fiction-Filmarchitekten KAWA (aktueller Film: Rubikon). Die Erzählung der Ausstellung spannt sich über sechs Räume im Weltmuseum Wien und wird durch eine Installation im Theseustempel ergänzt.
Werke, Installationen, Malerei und Filme von etwa 20 zeitgenössischen Künstler:innen und Aktivist:innen aus der ganzen Welt, die die Science Fiction als Mittel zur Neuinterpretation der Vergangenheit, zur Kritik an der Gegenwart, zur Vorstellung der Zukunft, Heilung und Dekolonisierung nutzen, werden hier gezeigt.

Direktor Fine erklärte: „Science Fiction(s) befasst sich mit dem Thema der Aneignung von Indigenous Culture in der westlichen Science Fiction. Im Foto von Nicholas Galanin sieht man auf der einen Seite die Prinzessin Leia die natürlich für Krieg der Sterne eine Ikone ist, auf der anderen Seite eine Abbildung einer jungen Frau. Dieses Werk geht zurück auf ein Interview mit George Lucas, der zugegeben hat, dass sein Vorbild für Prinzessin Leias Kostüme, eigentlich die Mode von Kenobi Frauen gewesen ist. Das ist natürlich nirgendwo in den Filmen thematisiert“.

Beyond the Future
Moderne japanische Kalligrafie vom 30. März bis 12. September 2023. Diese Ausstellung widmet sich der kalligraphischen Vision von zeitgenössischen Kalligrafi:innen aus Japan. Die Gedenkausstellung musste coronabedingt verschoben werden.
Hierbei gedachten die Künstler:innen der großzügigen Unterstützung durch Österreich und den Wiener:innen im Jahr 2011, als Ostjapan von einem großen Erdbeben heimgesucht wurde und sich infolge die Nuklearkatastrophe von Fukushima ereignete.

Whatever You Throw at the Sea... von Zara Julius
Das Projekt Whatever You Throw at the Sea... von Zara Julius Aktivistin aus Südafrika findet im zam vom 27. April 2023 bis 16. Jänner 2024 im Rahmen des Projekts Taking Care statt.
Das Projekt umfasst eine direkte Auseinandersetzung mit der Klimakrise, wie sie in Afrika und der afrikanischen Diaspora erlebt, verstanden und konstruiert wird.

Spatzenkrieg von Maximilian Prüfer
Spatzenkrieg ist das letzte Ausstellungsprojekt für 2023 und wird vom 18. Mai 2023 bis 10. April 2024 gezeigt. Die Ausstellung dreht sich um Werke und Fragen des Konzeptkünstlers Maximilian Prüfer (*1986), der sich mit der Rolle der Natur in und als Kunst auseinandersetzt und dessen Praxis ökologische, politische und soziokulturelle Fragen in den Mittelpunkt stellt. Die Ausstellung fokussiert auf zwei von Mao Tsetung (1893–1976) initiierte Kampagnen: eine zur Beseitigung der vier Übel (1958) sowie Maos Geschenk (1968) – und thematisiert ihre lokalen wie globalen Folgen.
„In dieser Ausstellung geht es nicht darum, China dafür zu kritisieren, sondern einen Blick in unsere Gegenwart zu gewährleisten, was es bedeutet, wenn wir in dieser Umweltfrage herumwühlen und welche Konsequenzen das hat. Das wird eine sehr, sehr schöne Ausstellung, sehr ästhetisch in den Galerien um die Säulenhalle herum im Mezzanin, wo jetzt die koreanische Gemälde Ausstellung zu sehen ist“, betonte Direktor Fine.
Klimaaktivist:innen
Auf die Frage, wie das Museum zu den Protesten der Klimaaktivist:innen stehe, antwortete Direktor Fine: „Klimaaktivist:innen, die möglicherweise schon den Superkleber anrühren, rate ich vor einem etwaigen Besuch im Weltmuseum Wien zu berücksichtigen, wie sehr sich das Museum in Sachen Klimakatastrophe inhaltlich engagiere“.
Nachhaltigkeit und Kooperationen
Das Umwandeln des Korridors des Staunens zu zam fordert bauliche Veränderungen und das Weltmuseum Wien möchte nachhaltig vorgehen, um die bestehende Ausstellung anzupassen und wiederverwenden zu können.
Das Museum plant eine Kooperation mit der Technischen Universität verschiedene Formen der Ausstellungsarchitektur zu entwickeln, die nicht nur für ein Jahr, sondern für mehrere Jahre genutzt werden können und wiederum den neuen partizipativen Ansatz zu unterstützen.


Lateinamerikaner:innen im Weltmuseum
Die beliebten lateinamerikanischen Veranstaltungen in Wien werden wie jedes Jahr auch 2023 stattfinden: Dia de Los Muertos - der Tag der Toten von Stephany Daphne Rodríguez Cabañas – einer der wichtigsten Feiertagen in Mexiko und das Brasilianische Kulturfestival vom Verein Papagaio, Vanessa Noronha und Michael Tölle – ein fixer Termin, um die vielfältige Kultur Brasiliens, des größten Landes Lateinamerikas, kennen zu lernen.
Weltmuseum Wien
Heldenplatz, 1010 Wien
www.weltmuseumwien.at
+43 1 534 30-5052
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